13 Semester in Darmstadt

Eine persönliche Anmerkung vorweg: Es sollte keinesfalls 13 Semester dauern, bis ich den nächsten Film vorstelle. Aber eine Erkältung hatte mich zwischenzeitlich in den Zeitlupenmodus versetzt.

Deutsche Studentenkomödien haben ein Problem: „Die Feuerzangenbowle“, jenes kongeniale Meisterwerk mit Heinz Rühmann, das noch heute Kult an vielen Universitäten ist. Für viele Filme erweist sich dieses Vorbild als ein zu großer Schuh, wie die lange Reihe unsäglicher Pennälerfilme zeigt. Frieder Wittich hat es anders gemacht und damit eine jener seltenen gelungenen Komödien geschaffen, die man leicht beschwingt und mit einem Lächeln auf den Lippen sieht.

Wie jeder Studentenfilm sollte auch „13 Semester“ zunächst einmal an einer Universitätsstadt spielen. Dieses ist auch der Fall und die Technische Universität Darmstadt steht – sofern es um das Studium geht – im Mittelpunkt des Geschehens: lange Flure, große Hörsäle, kleiner Seminarräume und die Treppenhäuser sehen an allen modernen Universitäten vermutlich gleich aus. Auch das private Umfeld der Studenten mit den WGs, Studentenbuden und dem Waschsalon hat nicht den direkten Bezug zu Darmstadt. Unverkennbar ist aber das Naturbad Großer Woog, in dem sich die Clique trifft. Am Strand des Sees wird Moritz auch zum ersten Male klar, dass er sich in Kerstin verliebt hat – auch wenn es mehrere Semester dauert, bevor sich diese Liebe erfüllen wird.

Bereits frühzeitig stand für den Regisseur Frieder Wittich fest, dass Darmstadt der Drehort sein sollte. Dabei spielten dramaturgische und finanzielle Gründe eine Rolle. Dramaturgisch war unverzichtbar, dass die Fächerkombination Wirtschaftsmathematik (Moritz) und Architektur (Kerstin) an einer Uni angeboten werden mussten. Ebenso war klar, dass es sich um eine große Hochschule in einer mittelgroßen Stadt handeln sollte. Anders als in manchen Berichten dargestellt, gab es aber keinen Wettbewerb. Grund dafür war, dass in der Vorbereitung verschiedene Institutionen des Landes Hessen großzügige Fördergelder zugesagt hatten. Damit war für den Regisseur ein Drehort in Hessen zwar nicht Pflicht, aber Verpflichtung. Mit Darmstadt hatte er dann die – aus seiner Sicht optimale – Stadt gefunden.

Ein Glücksfall war dann die Zusammenarbeit vor Ort. Darmstadt wird als Drehort – seit der Familienserie „Diese Drombuschs“ (ZDF, 1983 – 1994) – nur selten genutzt. Insofern erfuhr das Produktionsteam eine breite Unterstützung durch die Stadt und die Universität. Die erste Ansprache und treffen zwischen der Produktionsfirma Claussen + Wöbcke, dem Regisseur, der örtlichen Film Commission und der Stadt erfolgte Anfang 2008. Frühzeitig war klar, dass die Stadt das Filmprojekt so gut es geht unterstützt. Dabei ging es nicht um finanzielle Hilfen. Aber für das Drehteam wurden Bedingungen geschaffen, die es ihm ermöglichten, die Arbeiten reibungslos durchzuführen. Zudem waren die Locations nicht so ungewöhnlich, dass es, z. B. durch Auflagen des Denkmalschutzes, Probleme geben könnte.

Die Unterstützung erfolgte vor allem dadurch, dass die Stadtverwaltung die Wünsche der Produktion – von Drehgenehmigungen über Absperrungen bis hin zur Bereitstellung von Infrastruktur – reibungslos und zügig erfüllte. Es gab dabei keinen eigenständigen Beauftragten für das Projekt. Die Unterstützung zeigte sich auch darin, dass viele Bereiche der Stadt beteiligt waren. Mit eingespielten Prozessen und Unterstützung von Oberbürgermeister abwärts erwies sich die Stadt als optimaler Partner. Für die Stadt war eine Zusammenarbeit sehr früh unstrittig. Die Botschaft, Darmstadt als Universitätsstadt zu präsentieren, wurde aus Sicht der Verantwortlichen optimal transportiert.

Frieder Wittich hatte im Rückblick sehr angenehme Erinnerungen an die Dreharbeiten. Die herzliche Aufnahme war für ihn nicht nur mit Blick auf die Arbeit, sondern auch atmosphärisch außergewöhnlich. Als Paradebeispiel sitzt er eine Szene, bei der ein großer Hörsaal mit Komparsen gefüllt werden mussten. Diese saßen bereit, doch zum Bedauern der Produktion musste an diesem Tag die Hörsaalszene verschoben werden. Gleichwohl gelang es auch für den zweiten Termin, das Auditorium erneut voll zu bekommen.

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o.kettmann November 16, 2012 Allgemein