Im Weissen Rössl – … einst

Die Operette gilt als das kleine Schmuddelkind der Oper – zu leicht, zu seicht, zu sehr dem Publikum zugewandt. Gleichwohl oder gerade deswegen gibt es eine Vielzahl von Verfilmungen, wobei die Hochzeit seit den 60er Jahren vorbei ist. Heute sind es zumeist die nicht minder populären Musicalverfilmungen, die das Publikum in den Bann ziehen. Ab und zu aber wagt ein Produzent sich auf dieses Feld – aktuell mit einem Stoff, der nicht zum ersten Male verfilmt wird, zu den Gassenhauern der Operette zählt und in der Tat einen Ort im Mittelpunkt hat, der bis heute ein Archetypus dieses Genres ist: Das Hotel „Weisses Rössl“ am Wolfgangsee.

1930 gelang dem Musiker Ralf Benatzky ein grandioser Erfolg. Er vertonte eine Komödie aus dem Jahr 1893: „Im Weissen Rössl“. Die turbulente Geschichte um einen verliebten Oberkellner, die Rössl-Wirtin, viele weitere Paare und das große Happy-End am Schluss kam beim Publikum perfekt an – nicht zuletzt auch wegen seiner Ohrwürmer, von denen einige bis heute gespielt werden. Das Ursprungsarrangement war im Übrigen deutlich moderner als die Versionen, die die Filme der Nachkriegszeit bestimmten.

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Der Erfolg rief auch schon früh die Filmemacher auf den Plan. Seit der Uraufführung erlebte das Musikstück insgesamt fünf Kinofassungen und einen Fernsehfilm. Die Versionen von 1935 und 1952 gaben technisch noch keine umfänglichen Außenaufnahmen her und entstanden weitgehend im Studio.

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Erst die – bis heute populäre und regelmäßig wiederholte – Fassung von 1960 setzte den Wolfgangsee und das Hotel richtig in Szene. Peter Alexander ist der Oberkellner Leopold und Waltraut Haas die angebetete Rössl-Wirtin. Die Geschichte wurde in die 60er Jahre versetzt. Dabei wurde am Wolfgangsee an verschiedenen Orten gedreht. Das Namen gebende Hotel konnte aber aufgrund des laufenden Betriebes kaum genutzt werden. Der Lieferanteneingang wurde zum Haupteingang umgebaut, so in der Szene der Inspektion der Kellner durch Leopold.

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Das Hotel ist seit der Uraufführung unweigerlich mit dem Erfolg verknüpft, auch wenn es lediglich in einigen Totalen zum Zuge kommt. Es liegt malerisch direkt am See mit der Wallfahrtskirche von St. Wolfgang in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Operette machte den Ort und das Hotel auf Schlag berühmt. Der Tourismus boomte und sorgte für Scharen von Gästen. Der Film, sein Image und das „Weisse Rössl“ verschmolzen in den Augen der Gäste. Dieses verstärkte sich noch einmal durch die Verfilmung von 1960, die in eine Zeit des aufkommenden Massentourismus fiel. Der Film griff dieses mit den Scharen von Bustouristen, die für einen Kaffee im Hotel und auf der Terasse Halt machen, augenzwinkernd auf. Mit diesem Klischee lebte das Hotel lange gut und profitierte immens davon. Es wurde aber zur Last, als sich die Familie Peter daran machte, das Restaurant und Hotel für den modernen Tourismus zu rüsten.

Darüber und über den aktuellen Film mehr im nächsten Teil.

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Copyright der Bilder Hotel Weisses Rössl; Bild 3/cinema

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o.kettmann November 12, 2013 Allgemein