Südseeträume
Am kommenden Donnerstag wird RTL mit einer neuen Show die deutsche Fernsehlandschaft bereichern. „Adam sucht Eva“ wird vermutlich keine Fernsehgeschichte schreiben. Gleichwohl wird das Treffen der beiden jungen Menschen unmittelbar an Träume und Sehnsüchte anknüpfen – das Leben in der Natur, unberührt von den Belastungen der Moderne. Die Südsee verkörpert wie kaum eine andere Gegend der Welt diesen Wunsch.
Seit dem 18. Jahrhundert erhalten die Menschen in Europa eine Ahnung der Faszination Südsee. Die anschaulichen Reiseberichte in der Folge der großen Entdecker berichten vom Zauber unberührten Lebens, wunderschöner nackter Frauen und friedlichen Zusammenlebens. Die Bestseller und Reiseberichte eines Louis de Bougainville, Joseph Banks oder der deutschen Brüder Johann und Georg Forster prägten nachhaltig das Bild Polynesiens.
Im Mittelpunkt stand dabei immer wieder Tahiti. Viele Weltumsegler machten dort Station. Neben James Cook war die Insel für Charles Darwin, Hermann Melville oder Paul Gauguin prägender Ort ihres Lebens und Werkes. Dies erklärt die hohe Anzahl von Dokumentationen, die immer wieder die Insel zu Inhalt hatten. Das unberührte Leben inspirierte aber auch einen der Meister des frühen deutschen Film. Friedrich Murnau reiste 1929 nach Tahiti, um mit „Tabu“ den stilbildenden Film zu drehen, der eine perfekte Mischung aus Dokumentation und Melodram bildete.
Wenige Jahre später wurde auf der Insel durch die Second Unit Footage für einen Film gedreht, der eine ungewöhnliche Geschichte aufgriff – sowohl für die Seegeschichte als auch die Tahitis. William Bligh kommandierte die „Bounty“, die 1787 dort ankerte. Die „Meuterei auf der Bounty“ wurde in drei Filmen erfolgreich verfilmt und Charles Laughton, Marlon Brando und Mel Gibson brillierten in den verschiedenen Versionen. Die Schönheit der natürlichen Welt knüpft an die Träume und Sehnsüchte an. Sie wurden an den originalen Schauplätzen in Tahiti gedreht.
Ungewöhnliche Reiseberichte führten auch dazu, dass eine zweite bekannte Inselgruppe in den Mittelpunkt eines Erfolgsfilmes rückte. Normalerweise sind die Galapagos-Inseln nur dokumentarischen Filmern offen. Das Archipel gehört mit seiner einzigartigen Flora und Fauna zum Weltkulturerbe der UNESCO. Doch Peter Weir gelang es, zentrale Teile seines Films „Master and Commander“ am Originalschauplatz zu drehen. Sein Schiffsarzt Stephen Maturin hat direkte Bezüge zu Charles Darwin, der die Inseln mit der Beagle erforschte. Im Zuge eines Ausfluges auf die Insel entdeckt er die Acheron, die die Engländer jagen. Erstmals konnte mit Genehmigung des Galapagos Conversation Fund ein fiktionaler Film auf dem Archipel gedreht werden.
Neben diesen Inseln gibt es eine Vielzahl weiteren, die die Phantasien der Menschen angeregt haben. Auf Pitcairn Island leben bis heute Nachfahren der Meuterer der Bounty. Die Insel Tafahi soll nach einer Idee des Schrifstellers Alex Capus die legendäre Schatzinsel sein, auf der Robert Louis Stevenson einen von ihm geborgenen Schatz vergraben hatte. Der Autor des legendären Jugendbuches verbrachte selbst seine letzten Jahre auf Samoa.
Diesen Zauber greift auch RTL auf. Gut – der psychologische Ansatz, dass die Nacktheit die Menschen von Äußerlichkeiten befreit und beim Kennenlernen den Blick auf das Wesentlich freigibt, dürfte manchen Interpretationen Raum geben. Eher dürfte der voyeuristische Blick bedient werden, wie auch die ersten Trailer zeigen. Doch werden viele Zuschauer auch ein wenig neidisch darauf schauen, in welchem Paradies die beiden Menschen sich kennen lernen: Strand, Palmen, Sonne und eine einsame Insel. Dass das Tikehau-Atoll auch Urlaubsinsel ist, tut dabei der Atmosphäre keinen Abbruch.
Bilder: Titelbild und Bild 6 (20th Century Fox), Bild 2 (RTL), Bild 3/4 (Deutsche Kinemathek), Bild 5 (MGM), Bild 7 (Tikehau Resort)
o.kettmann August 25, 2014 Allgemein