Mitunter kann es einen verwundern, was so unterschiedliche Schauspieler wie Kate Winslet, Tom Hanks und Moritz Bleibtreu außer der Liebe zum Beruf noch verbindet. Dass alle drei in derselben Region tätig waren, ist deshalb bemerkenswert, weil es sich eben nicht um eine der großen Filmmetropolen handelt, sondern um die Sächsische Schweiz. Die reizvolle Landschaft am Elbsandsteingebirge hat sich als Drehort etabliert, zu dem es immer wieder große Produktionen zieht. „Der Vorleser“ wurde dort ebenso in Szene gesetzt wie „Goethe!“. Mit Peggy Nestler vom Tourismusverband Sächsische Schweiz konnte ich hierzu ein Gespräch führen.

Goethe (Alexander Fehling) küsst Lotte (Miriam Stein). Foto: Warner Bros.

Location Placement (LP): Frau Nestler, die Sächsische Schweiz liegt abseits der großen Filmstädte. Wie ist es Ihnen gelungen, inzwischen über 25 Kinoproduktionen in die Region zu locken?

Peggy Nestler (PN): Der wichtigste Faktor hierbei ist zweifelsfrei die spektakuläre Landschaft. Weiterhin ist ein großer Standortvorteil, dass es aufgrund des Schutzstatus als Nationalpark keine hohen Bauwerke und vergleichsweise wenige Freileitungen und Funktürme gibt. Gerade der zweite Punkt ist für historische Filmaufnahmen wichtig. Hinzu kommt die Betreuung vor Ort, die sich Inzwischen herum gesprochen hat.  

LP: Der Nationalpark Sächsische Schweiz steht ja unter besonderem Schutz. Wie ist die Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung?

Kiefer am Lilienstein – Foto: Rico Richter

PN: Sehr gut! Es gibt diesbezüglich sowohl für uns als Tourismusverband als auch für die Drehteams keinen besseren Partner. Es gibt einen Mitarbeiter, der sich ausschließlich um die Drehteams kümmert. Er kennt sich fantastisch aus, organisiert die Drehgenehmigungen, berücksichtigt alle Naturschutzbelange berücksichtigt und hat – besonders wichtig- unendlich viel Geduld.

LP: Wie gelingt es Ihnen, Material für die eigene Vermarktung der Sächsischen Schweiz von den Filmproduktionen zu erhalten?

PN: Schwierig. Bewegte Bilder können wir in der Vermarktung bisher gar nicht verwenden, da es wirklich schwierig ist, solches Material zu erhalten. Hinzu kommt die rechtliche Problematik Wir nutzen Fotos, die während der Dreharbeiten von regionalen Fotografen aufgenommen wurden. Allerdings ist es besonders bei internationale Produktionen äußerst schwierig. So wurde Kate Winslet bei den Aufnahmen zu „Der Vorleser“ im Kirnitzschtal stark abgeschirmt.

LP: In Görlitz, das nicht zu Ihrem Gebiet zählt, gibt es eigene Führung zum Thema Drehorte. Welche weiteren Maßnahmen gehen Sie über die Homepage hinaus?

PN: Éine meiner Visionen ist, die Standorte der wichtigsten Filmproduktionen zu markieren, an denen dies und jenes gedreht wurde. Doch auch hier steht und fällt vieles mit Bildrechten. Mittelfristiger soll eine Karte umgesetzt werden, in der man sehen kann, welche Filme an welchen Orten gedreht wurden. In unserem Urlaubsmagazin 2013 haben wir eine solche schon einmal veröffentlicht. Bei Pressereisen führen wir Journalisten gern zu den Drehorten und erzählen kleine Anekdoten zu den Dreharbeiten. Dieses wird von ihnen dankbar als Thema aufgegriffen.

LP: Wie ist die Resonanz des Thema bei den Menschen – sowohl die Gäste von außerhalb als auch die Menschen in der Region? Hat das Thema Drehorttourismus eine eigene Bedeutung, die sich auch in Übernachtungszahlen niederschlägt?

PN: Nein, wir sind noch nicht soweit, dass es sich regional auf die Übernachtungszahlen niederschlägt.   

LP: Welches Erlebnis ist Ihnen bei den vielen Produktionen besonders in Erinnerung geblieben?

PN: Ich bekomme immer wieder Gänsehaut, wenn Location Scouts oder später Drehteams der Mund offen steht, wenn sie das erste Mal unsere Landschaft „in echt“ sehen!

LP: Frau Nestler, ich danke Ihnen für das Gespräch.