TV-Tip – Soul Kitchen

Großstadtfilme sind ein besonderes Typus Film. Sie spielen nicht nur dort, sondern werden auch durch die jeweiligen Städte geprägt. Die Stadt gibt dem Film einen unverwechselbaren Look, was bei einer anderen Gelegenheit noch ausführlicher diskutiert werden soll. So hat auch Hamburg seine besondere Filmgeschichte, die mit „Große Freiheit Nr. 7“ beginnt und zu denen auch die langlebigste Serie des deutschen Fernsehens gehört: „Großstadtrevier“. Der letzte Film, durch den der (nicht ausschließlich touristische) Atem dieser Stadt wehte, wurde 2009 zu einem der Überraschungshits des Jahres: Fatih Akims „Soul Kitchen“.

Der Film erzählt die Geschichte von zwei Brüdern und dem Restaurant „Soul Kitchen“. Zinos Lokal ist eine Schnitzelbude und er kommt mehr schlecht als recht über die Runden. Erst mit einem neuen Koch und einer aufregenden Band, die den Ort zum Proben nutzt, gewinnt das Lokal Szenecharakter und beginnt ausgezeichnet zu laufen. Doch Zinos ist unglücklich verliebt und möchte seiner Freundin nach China nachreisen. So gibt er das Restaurant in die Hände seines Bruders, der es verzockt. Plötzlich steht Zinos hoffnungslos da, weil nicht nur das „Soul Kitchen“ weg ist, sondern auch seine Freundin ihn sitzen lässt. Mit ein wenig Glück und der Hilfe von Freunden gelingt es ihm aber, das Lokal wieder zu bekommen.

Fatih Akim hat seinen Film einen Hamburger Heimatfilm genannt. Dies ist richtig, trifft er doch perfekt das Feeling der heutigen Zeit, die in dieser Stadt nicht mehr viel mit einstiger Seefahrerromantik zu tun hat. Ihm gelingt es, Kultur- und Strukturwandel nicht nur über die Geschichte, sondern auch die Orte zu transportieren. Das „Soul Kitchen“ selbst steht in Wilhelmsburg und wurde für den Film in einer alten Fabrikhalle nachgebaut. Doch auch andere Orte symbolisieren diesen Wandel: Reeperbahn mit einer ausgelassenen Clubszene, das Frappantgebäude in Altona oder das Gängeviertel mit der Caffamacherreihe. Mit ihren jeweiligen Geschichten im Umbruch hat der Regisseur ganz bewusst einen modernen Bezug zu seiner Heimatstadt gewählt. So entsteht einer der Großstadtfilme, die nur in der Stadt gedreht werden können, die der Geschichte ein unverwechselbares zusätzliches Element geben.

„Soul Kitchen“ von Fatih Akim läuft am 3. September um 20:15 Uhr in der ARD.

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o.kettmann August 31, 2012 Allgemein