Sportzeit – Brasilien und Frankreich

Zurzeit kann man im Fernsehen zwei Großereignisse betrachten, die ihre Gastgeber nicht unterschiedlicher präsentieren könnten. Parallel laufen die Tour de France und natürlich das Ereignis des Jahres: die Fußball-Weltmeisterschaft. Allerdings ist die Art, wie das Land davon profitiert, genau umgekehrt zu seiner Bedeutung. Während es den Franzosen stetig gelingt, das Land von seiner Sonnenseite zu zeigen, muss Brasilien dabei erhebliche Abstriche im Image machen. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Sao Paulo

Brasilien hat sich in den vergangenen drei Wochen als guter und begeisterungsfähiger Gastgeber der Weltmeisterschaft erwiesen. Nur leider kommt davon in den Bildern, die uns ZDF und ARD zeigen, nur wenig herüber. Natürlich gibt es ein paar Jubelbilder von der Copacabana. Ansonsten gelingt es den Sendern aber hervorragend, die Schönheit des Landes und seine Vielfältigkeit in Kultur und Natur zu ignorieren. Dass Fußball in Stadien stattfindet, ist zweifelsohne ein Manko. Doch in der ausufernden Berichterstattung rund um das Ereignis gibt es zwei Schwerpunkte. Auf der einen Seite sind die Jubelperser der Sportredaktionen, die ziemlich distanzfrei über die deutsche Nationalmannschaft berichten. Dabei besteht dann die statischen Alternative zwischen dem Moderatorenplatz hoch über Rio de Janeiro oder dem Camp der deutschen Mannschaft in Santo André.

Iguazu

Um die Kritikfähigkeit der Sender zu erhalten, rücken dann als Kontrastprogramm die Unzulänglichkeiten des Gastgebers in den Mittelpunkt. Brasilien bietet hier mit seinen sozialen Konflikten sowie den Protesten im Vorfeld eine perfekte Projektionsfläche. Dabei wird der immense Reichtum des Landes verkannt. Dieser beginnt in einer reichhaltigen, von Europa geprägten Kultur, der stetigen Entwicklung zu einem modernen und prosperierenden Industriestaat bis hin zu einer kontroversen Geschichte, die bis heute von einer zunehmenden Demokratisierung geprägt ist. Darüber mehr zu erfahren, hätte dem so oft missbrauchten Bildungsanspruch der öffentlich-rechtlichen Sender gut zu Gesicht gestanden.

TOUR DE FRANCE - STAGE SEVENTEEN

Anders die Tour de France, die natürlich zwei Vorteile hat. Der Sport selbst findet außen und über drei Wochen in den Landschaften Frankreichs statt. Ausflüge ins benachbarte Ausland wie aktuell nach Großbritannien bestätigen diese Kontinuität. Dazu verfügt der Veranstalter inzwischen über lange Erfahrung darin, die jeweiligen Landstriche optisch perfekt aufzubereiten. Dies macht die Tour zu einem hervorragenden und immer wieder kehrenden Werbeträger für das Land. Dabei können weder Skandale noch Kritik die Kraft des Ereignisses, das den Sportlern ein Höchstmaß an Leistung abverlangt, schmälern. Die Abstinenz, für die sich die ARD vor einigen Jahren in Folge der Dopingfälle auferlegt hat, ist kein Schaden.

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o.kettmann Juli 7, 2014 Allgemein