Neuseeland ist Mittelerde

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und es ist ein guter Anlass, auf das aktuell wirkmächtigste Location Placement zu schauen – Mittelerde, dem normalen Sterblichen außerhalb der Welt des J. R. R. Tolkien auch als Neuseeland bekannt. Seitdem vor zehn Jahren Peter Jackson die Trilogie „Der Herr der Ringe“ verfilmte und einen riesigen weltweiten Erfolg erzielte, reist der Strom der Reisenden an die originalen Schauplätze nicht ab und hat zu einer echten Filmtourismusindustrie in Neuseeland geführt. Aktuell hat die Premiere des ersten Teils der Hobbit-Trilogie den Boom erneut angefacht.

Die Premiere des Auftaktes der Hobbit-Trilogie Ende November machte eines deutlich. Für Neuseeland sind das Kino und die Verfilmungen der Tolkien-Bücher zu einem strategischen Element der touristischen Vermarktung geworden. Dabei wird auch im Land durchaus kritisch angemerkt, in welchem Umfang die Behörden des Landes Peter Jackson bei seinem Projekt entgegen gekommen ist. Dass Filmförderung und weltweite Promotion Teil der Maßnahmen waren, um Warner Brothers zum Dreh in Neuseeland zu veranlassen, ist übliches Tagesgeschäft. Ungewöhnlich ist aber doch, dass für die Dreharbeiten die Arbeitsschutzgesetze des Landes geändert wurden.

Gleichwohl dürfte sich das Engagement für das Land lohnen. Der Förderung steht nicht nur eine Investitionssumme von 500 Millionen € gegenüber, sodass sich ein Vielfaches an direkten ökonomischen Effekten ergibt. Genauso entscheidend sind aber die längerfristigen touristischen Auswirkungen. Mit der „Herr der Ringe“-Trilogie 2003 startete der Filmtourismus, der seither jährlich 20.000 Besucher zählt, die nur aufgrund des Filmes die Region um die Drehorte in Matamata besuchen.

Die Maßnahmen rund um die Filme sind ein Paradebeispiel touristischer Vermarktung. Im Mittelpunkt stehen natürlich die vielfältigen Filmtouren rund um die Drehorte. Einige zeigen die unberührte Landschaft Neuseelands. An anderen Orten hingegen haben die Filmemacher und die örtlichen Behörden Schauplätze wie das Hobbit-Dorf erhalten und so besondere Attraktionen geschaffen.

Aber auch die Maßnahmen von Neuseeland Tourismus zeigen die besondere Bedeutung des Filmes. Fast klassisch ist das Webspecial. Besonderen Einfallsreichtum bewies die Fluglinie des Landes. Air New Zealand bemalte nicht nur einige Flugzeuge mit den Figuren aus dem neuen Film. Es gab auch eine neue Präsentationsform der Sicherheitsvorschriften an Bord, die die Airline gemeinsam mit WETA Workshop in Szene setzte und inzwischen von über 10 Millionen Zuschauern angeschaut wurde. Peter Jackson hat hier im Übrigen einen Cameo Auftritt. 

Der (erwartete) Erfolg dürfte den Werbern Recht geben. In der ersten Woche spielte der Film weltweit über 240 Millionen $ ein, davon ca. 100 Millionen $ in den USA. In Deutschland sahen ca. 1,2 Millionen Menschen den Film, der am Ende des Jahres sicherlich zu den erfolgreichsten fünf Filmen des Jahres zählen wird.

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o.kettmann Dezember 20, 2012 Allgemein