Drehort München

Vor einigen Wochen hatte ich München als Filmstadt vorgestellt. Dass ich dabei nur Auszüge wählen konnte, war mir nicht nur bei der Trefferliste von ImDB bewusst (ca. 2.000). Schon die lange Tradition der Stadt als Filmstadt seit den 1920er Jahren sorgt dafür, dass sie in sehr verschiedener Weise zum Schauplatz von Filmen wurde. Achim Zeilmann hat dem „Drehort München“ eine Hommage gewidmet und führt alle Liebhaber von Film und Stadt durch die Geschichte.

Das Buch ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein Leckerbissen. Kenntnisreich und mit Liebe zum Detail führt der Autor durch München und sein Umland. Anhand von 30 Drehorten und den zugehörigen Filmen erläutert er die Rolle der Stadt in der Filmgeschichte. Beginn ist das Oktoberfest in einem Film von Karl Valentin von 1921 und „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ von 2004. Jeder der Drehorte und Filme wird gleichermaßen mit seiner Geschichte vorgestellt. Dies macht den Charme des Buches aus. Dieser Streifzug durch die Geschichte bleibt so auch dann kurzweilig, wenn man im Einzelfall keinen Bezug zum jeweiligen Genre hat.

Wege zum Ruhm - Albert Ottenbacher

Dabei beweist die Auswahl der Filme einen Hang zur Unkonventionalität. Natürlich fehlen die Klassiker „Zur Sache Schätzchen“ und „Rossini“ nicht. Spannender sind für mich aber die amerikanischen Ausflüge nach Deutschland – so Stanley Kubicks frühes Meisterwerk „Wege zum Ruhm“, das in Oberschleißheim entstand oder John Sturges „Gesprengte Ketten“, für den – heute undenkbar – Teile des Perlacher Forstes abgeholzt wurden. Das in diesen Reigen auch das Meisterwerk „Graf Porno und die liebesdurstigen Töchter“ aufgenommen wurde, dürfte in diesem Fall eher dem ungewöhnlichen Drehort der Pasinger Villenkolonie geschuldet sein.

Pasing - Villenkolonie

Hier erfährt man aber auch eines der vielen kleinen Details, die das Buch bereichern. Dass der Sexfilm nämlich seinerzeit im Auftrag des ZDF entstand, wird vermutlich in keinen Rückblick des Mainzer Senders je aufgenommen. Auch für andere Filme zeigt er spannende Entstehungsgeschichten. Für „Rollerball“ wurde über Monate eine eigene Holzkonstruktion in die heutige Sedlmayer-Halle gebaut und um „Das Boot“ zu realisieren, zahlte die Bavaria die bisherigen Finanzpartner aus und schuf mit mehreren Sendern den ersten „Amphibienfilm“ – lange bevor es diesen Ausdruck gab.

Rollerball

Auf diese Weise wird München auf ganze besondere Weise lebendig. Ergänzt werden die Kapitel um Hinweise zum Bezug der Filme oder Romanvorlagen, eine Filmographie mit den wesentlichen Eckdaten und einen Übersichtplan der Münchener Innenstadt mit den Orten. Für Reisende, die sich die „Weltstadt mit Herz“ über den Film nähern wollen, ist das Buch ein Muss – für Film- und Stadtfans absolut lesenwert.

Achim Zeilmann: Drehort München – Wo berühmte Filme entstanden, edition q des Bebra Verlages, 19,90 € (in ähnlichem Stil sind in der edition q auch Bücher zu Berlin, Hamburg und Wien veröffentlicht).

Sonstige Rechte: Deutsche Alpenstraße (für das Titelbild), MGM (für Rollerball), Albert Ottenbacher (Wege des Ruhms)

 

 

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o.kettmann Mai 12, 2014 Allgemein