Ein neuer Tatort!

Seit dem vergangenen Sonntag hat die große Gemeinde der Tatort-Fans eine neue Stadt: Dortmund. Der WDR hat sein neues Team in das Ruhrgebiet geschickt. Dabei tritt Peter Faber in die Fußstapfen von Horst Schimanski in Duisburg und Heinz Haferkamp in Essen. Ob diese Schuhe zu groß sind, wird sich finden. Der neue Kommissar ist in jedem Fall ungewöhnlich und auf seine Weise meschugge, aber durchaus unterhaltsam. Auch die Stadt Dortmund wurde mit Kraft inszeniert, doch blieb die Vorstellung seelenlos. Der Funke von der Stadt sprang nicht auf den Tatort über.

Dass der neue Tatort in Dortmund spielt, wird jedem nach wenigen Minuten klar. Schon die erste Vernehmung führt die beiden verliebten Jungkommissare in eine Zeche, die offensichtlich zu einem Treffpunkt umgebaut wurde. Im weiteren Verlauf wird dann das Dortmunder U (als neues Kulturzentrum), der Deusenberg und als Symbol für den Strukturwandel das moderne Bürogebäude der Robotix. Die unvermeidliche Gründerzeitvilla des alten Stahlbarons könnte hingegen schon in jeder anderen deutschen Industriestadt stehen. Hinzu kommen schöne Schwenks über die Stadt, dabei besonders gelungen der Schuss auf die neue Landesbibliothek. Dortmund ist die Stadt des gelungenen Strukturwandels. So sollte man die Bilder sehen.

Doch bleibt die Stadt seelenlos und wird nicht wirklich Teil des Films. Die Zeche bleibt im Hintergrund. Auch das mehrfach erwähnte Dortmunder U wird nur mittels des berühmten Turms visualisiert. Seine Funktion als Kultur- und Kreativzentrum kommt lediglich am Rande zum Ausdruck. Noch am ehesten wird der Deusenberg zur Aussichtsplattform über die Stadt, während die Kommissare dort den Fundort der zweiten Leiche prüfen. Hingegen sind die Schwenks, gerade die über die Landesbibliothek eher unmotiviert. Ein Bezug zur Handlung ist kaum erkennbar und die Stadt ist deutlich weniger Teil des Tatortes, als dies in anderen Städten der Fall. Angesichts der Vielzahl der Lokalbezüge, die gewählt werden, verwundert dies.

An den entscheidenden Stellen aber bleibt die Stadt außen vor. Fabers Selbstqual findet auf dem Boden seines neuen Büros statt. Das verliebte Pärchen küsst vor irgendeiner Backsteinkulisse. Auch findet das alte Dortmund nicht statt. Lokalkolorit kommt lediglich auf, als nach dem Einsatz in der Schwulenbar der junge Kommissar Kossik auf seine Freunde trifft, die gerade vom BVB-Derby kommen. Dies wird auf Dauer aber zu wenig sein, um dem neuen Tatort einen Lokalkolorit zu geben, der ihm angesichts der Stadt zukommen sollte.

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o.kettmann September 26, 2012 Allgemein