Am Strand
Strände sind ein immer wieder kehrender Ort im Film. Allerdings sind sie durchaus widersprüchlich. Sie sind die Grenze zwischen Meer und Land. Einsamkeit gehört zu ihnen und wild abgeschiedene Natürlichkeit. Auch die Überschreitung dieser Grenze hat etwas Besonderes und ist in Filmen immer wieder zu einem Thema geworden, das zudem auch eine der Bildikonen der Filmgeschichte geschaffen hat.
Hawai ist natürlich eine wunderschöne Insel mit Palmen, Stränden und dem Angriff auf Pearl Harbour, der in vielen Filmen prägend für die Handlung wird. Eine der berühmtesten Liebesszene der Filmgeschichte spielt in seinem Vorfeld. Der Sergeant liebt die Offiziersfrau in „Verdammt in alle Ewigkeit“ (1953). Das Paar trifft sich am Strand und die Art, in der Burt Lancaster und Deborah Kerr sich küssen, ist in der Liste der Filmküsse zu Recht sehr weit oben. Die Leidenschaft, unterstrichen durch der unverhohlenen Erotik des Umspülens durch die Wellen, ist spürbar. Die Szene wurde am Halona Cove Beach gedreht, der in einer Felsenbucht liegt. Der Ort liegt an der Südostspitze der Insel Oahu am offenen Ozean, ca. 5 Kilometer entfernt von der Maunalua Bay.
Am Strand von Laughing Waters in der St. Ann’s Bay an der Nordküste Jamaikas wurde ein Mythos geschaffen: das Bondgirl. Die unnachahmliche Art, in der Ursula Andress dem Meer entsteigt, ist zum Inbegriff einer faszinierenden Mischung aus Erotik, Kraft und Natürlichkeit geworden. Bis heute ist dieses Bild eines der Sinnbilder dieser Reihe und wurde vielfach zitiert, unter anderem von Halle Berry, die in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) in derselben Weise aus dem Meer kommt. Diese Szene, die in Cuba spielt, wurde in Andalusien am Strand von La Caleta gedreht. Persönlich würde ich die Bondliste noch um den Strand ergänzen, an dem der Held in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1968) die einzige Frau kennen lernt, die er heiratet. Comtessa Tereza (gespielt von Diana Rigg) will sich ertränken, doch Bond (zum ersten und einzigen Mal von George Lazenby gespielt) kann sie retten. Der Praia de Guincho liegt in einem Naturschutzgebiet westlich von Lissabon und ist für die dortigen Nachtschwärmer ein beliebter und romantischer Treffpunkt.
Weniger idyllisch ist der Strand für Tom Hanks. Wenn er am Strand sitzt, ist ihm in „Cast Away“ (2000) kaum romantisch zumute, ist er doch als Gestrandeter in der Einsamkeit gefangen. Entsprechend wütend ist er und lässt dieser Wut freien Lauf. Erst nach Jahren gelingt ihm die Flucht von der Insel. Um die Arbeit vor Ort zu ermöglichen, wurde die Produktion vom Versandunternehmen FedEx üppig unterstützt. Angesichts des Drehortes ist dieses auch verständlich. Die Szenen auf der Insel wurden in Fidschi gedreht, genauer auf dem unbewohnten Eiland Monuriki, dass ca. 30 Kilometer vor der Hauptinsel Viti Levu liegt. Die winzige Insel, die kleiner als die Innenstadt von München ist, wird durch den Film aus ihrem Schlaf gerissen und ist seither ein beliebtes Ausflugsziel bei Touristen.
Ein besonderer Ort der Filmgeschichte ist heute als Drehort nicht mehr nutzbar. Gleichwohl ist er für die amerikanische Kriegsgeschichte von hoher Bedeutung und – ähnlich wie Pearl Harbour – erzählerischer Kern vieler Filme, allen voran „Der Soldat James Ryan“ (1998). Steven Spielberg hat in dem Film mit einer quälend langen und grausamen Eingangssequenz Maßstäbe im Erzählen des Krieges geschaffen und den Tag der Landung in der Normandie minutiös dargestellt. Die hochgelobte Miniserie „Band of Brothers“ (2001) und der exzellent besetzte „Der längste Tag“ (1962) spielen ebenfalls zentral am Omaha Beach, dem amerikanische Strandabschnitt der Landung am 6. Juni 1944, Der Strand ist heute Denkmal ist und kann daher nicht als Drehort genutzt werden kann. Für seinen Film wich Steven Spielberg an die irische See auf. Strände im irischen Wexford aus, die als Kulisse dienten.
o.kettmann September 30, 2013 Allgemein