O, Roma

Seit vierzehn Tagen läuft Woody Allens neuer Film „To Rome with Love“ in den Kinos. Ca. 300.000 Besucher haben inzwischen den Film gesehen, von dem der Kritiker der Stuttgarter Zeitung sinngemäß sagte, man habe das Gefühl, als sei der Regisseur auf einem Italienurlaub gewesen. Dies ist so, denn die Stadt und die Römer werden von Allen in liebenswerter Form gezeichnet, wie es schon bei „Midnight in Paris“ und „Vicky Christina Barcelona“ geschah. Dieses Mal kehrt das Kino in eine Stadt zurück, die seit Urzeiten zum Film gehört – wie sonst vielleicht nur noch New York, Paris und London.

Rom ist für Woody Allen ein Kunstwerk, das es nicht verdient habe, nur mit einem Erzähltstrang gewürdigt zu werden. Die Stadt bestehe aus Millionen von Geschichten und dies greift der Regisseur auf. Ein alter Architekt begegnet einem jungen und sieht in diesem sein Alter Ego. Der unscheinbare Römer Leopoldo wird über Nacht – aus welchem Grund auch immer – berühmt, genießt es zunächst, bis er am Ende davon genervt ist. Woody Allen selbst tritt nach sechs Jahren wieder einmal vor die Kamera. Als Opernregisseur sieht er das Talent des Vaters seines Schwiegersohnes in spe. Allerdings kann dieser seine fantastische Stimme nur unter der Dusche zum Klingen bringen. Fehlt noch Penelope Cruz als stadtbekannte Prostituierte, die plötzlich als Frau eines Landeis ausgegeben wird. In der Tat gelingt es Allen, die ganze Vielfalt römischen Lebens einzufangen. Dass dies aus der romantisierenden Sicht eines Externen geschieht, schadet weder der Stadt noch dem Film.

                               

Die Stadt spielt dann auch eine zentrale Rolle. Dies gilt nicht nur für die Athmosphäre, sondern auch für die Vielzahl der Drehorte. Dabei waren die touristischen Highlights ein Muß, wie der Location Scout Francesco Colicigno gegenüber der ZEIT erzählte. Trevi-Brunnen, Collosseum, Via Veneto, Via Navona und viele andere gehören dazu. Bereits der Trailer zum Film gibt einen Vorgeschmack davon, wie sehr Allen die Stadt bewundert und ihr ein Denkmal setzen möchte. Dabei ist die Lieblingsszene des Scouts ein Schwenk über die Piazza del Popolo, der die Verlorenheit Millys zeigt. Die hochanständige junge Frau vom Lande verliert sich hier in der Großstadt und wird von ihrem Mann getrennt. Hier zeigt sich erneut, wie der Ort zum Symbol und der Verstärkung der Handlung wird.

                                     

Natürlich ist Allens Film kein dokumentarischer Blick auf die italienische Hauptstadt. Er hat naturgemäß eine touristische Sicht, schließlich ist der Regisseur Amerikaner. Dies wird von der örtlichen Presse kritisiert. Hingegen zeigte sich laut Colicigno die Stadt und das Tourismusamt begeistert und haben den Film nach allen Regeln der Kunst unterstützt. Das Ergebnis dürfte sie zufrieden stellen.

„To Rome with Love“ setzt die lange Reihe der Filme fort, die Rom immer wieder auf neue Art ein Denkmal setzen. Hunderte von Filmen ganz unterschiedlicher Art haben hier gespielt. „Rom, offene Stadt“ von Roberto Rosselini und „Fahrraddiebe“ von Vittorio de Sica sind Meilensteine des Neorealismus und haben so Filmgeschichte geschrieben. „Ein Herz und eine Krone“ ist eine der herrliche Liebeskomödie über eine Prinzessin, die einen Tag lang incognito in das pralle Leben dieser Stadt eintaucht. „La Dolce Vita“ erzählt vom Lebensgefühl der schönen Reichen dieser Stadt und hat jene legendären Szene, die den Trevi-Brunnen und Anita Ekberg zu einer Ikone aller Cineasten gemacht hat. Nicht vergessen darf man die Unzahl an Filmen, die das antike Rom darstellen, allen voran „Ben Hur“. Furios war zuletzt „Illuminati“, der die Stadt zum zentralen Spielort einer Schnitzeljagd, auch wenn die zentralen Szenen nicht im Vatikan gedreht werden durften.

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o.kettmann September 14, 2012 Allgemein, Orte